Das Kinder- und Jugendtelefon sowie die email-Beratung sind Angebote von Nummer gegen Kummer e.V.
- Mitglied im Deutschen Kinderschutzbund. www.nummergegenkummer.de
Praktische Tipps: Signale erkennen
So erkennen Sie bei Ihrem Kind Überforderung, bevor sie entsteht
Wenn Sie oder ein Familienmitglied erkrankt sind, stellt das die gesamte Familie vor eine große Herausforderung. Nicht selten müssen von einem Tag auf den anderen alle bewährten Strukturen neu überdacht und an die neue Situation angepasst werden. Diese bringt viele Veränderungen für jeden Einzelnen mit sich. Es ist normal und verständlich, dass gerade in akuten Belastungssituationen jeder in der Familie auch mit sich und den eigenen Anpassungen beschäftigt ist. Umso bemerkenswerter, dass Sie sich gerade Zeit für diesen Artikel und damit Ihr Kind nehmen.
Veränderungen sind normal
Auch für Kinder verändert sich einiges. Es ist deshalb nachvollziehbar, dass sich Kinder mit veränderten Verhaltensweisen an die neue Situation anpassen. Vor allem zu Beginn ist es ganz natürlich, dass sich die Aufmerksamkeit der Familienmitglieder und so auch der Kinder zunächst auf die erkrankte Person und die Familie richtet. Bemerken Sie also Veränderungen, muss das nicht zwangsläufig auf eine Überforderung hinweisen. Nach und nach dürfen jedoch auch andere Bereiche wieder mehr Beachtung finden. Wichtig ist also, das Kind im Blick zu behalten. Denn der Übergang zwischen Forderung und Überforderung verläuft häufig fließend. Zudem sind jedes Kind, jede Familie und jede Situation ganz unterschiedlich. Ob ein Kind überlastet ist, ist daher nicht immer leicht zu erkennen.
Als Eltern haben Sie dabei jedoch einen klaren Vorteil: Sie kennen Ihr Kind am besten!
Die folgenden Fragen geben Ihnen Impulse zur Reflektion
1. Verhaltensveränderungen
Beobachten Sie bei Ihrem Kind Verhaltensveränderungen? Zieht es sich zum Beispiel eher zurück und verbringt gerne Zeit alleine und macht selten Probleme? Oder ist es im Gegenteil häufig auf Konflikte aus? Ist Ihr Kind in besonderem Maße darum bemüht, die Stimmung in der Familie aufzuheitern? Während manche Kinder extrem angepasst reagieren und häufig eigene Bedürfnisse zurückstellen, reagieren andere Kinder eher rebellisch.
2. Körperliche Symptome
Hat ihr Kind körperliche Symptome, wie anhaltende Rückenschmerzen, Kopfschmerzen oder Müdigkeit? Hat es Probleme beim Ein- oder Durchschlafen? Manchmal äußern sich Anspannung und Überforderung in körperlichen Beschwerden, für die es keine organische Ursache gibt.
3. Freizeitgestaltung und Zukunftsplanung
Hat Ihr Kind Hobbies aufgegeben oder nimmt es sich nur noch sehr wenig Zeit, diesen nachzugehen? Hat sich der Freundeskreis verkleinert oder verbringt ihr Kind nur wenig Zeit mit seinen Freundinnen und Freunden? Mit dem Einstieg in das Erwachsenenalter und der einhergehenden Frage nach der beruflichen Zukunft stellt sich die Frage: Kann sich Ihr Kind ein Leben fern von der Familie nur schwer vorstellen? Soziale Kontakte und Hobbies können einen wichtigen Ausgleich zu einem herausfordernden Alltag schaffen.
4. Leistungsabfall oder hohe Fehlzeiten in der Schule
Geht Ihr Kind unregelmäßig in die Schule? Hat es hohe Fehlzeiten? Berichtet es von Konzentrationsschwierigkeiten? Nimmt es sich nachmittags nur wenig Zeit zum Erledigen seiner Hausaufgaben? Wenn die Familie gerade viel Aufmerksamkeit braucht kann es dazu führen, dass wenig Energie für die Schule oder Ausbildung bleibt.
5. Übernahme von Aufgaben im Haushalt
Übernimmt Ihr Kind über einen längeren Zeitraum viele Aufgaben im Haushalt? Übernimmt es zum Beispiel Aufgaben, die eher in die Zuständigkeit von Erwachsenen fallen? Übernimmt Ihr Kind mehr Haushaltsaufgaben als Gleichaltrige? Übernimmt Ihr Kind für sich selbst oder für seine Geschwister in einigen Bereichen die Verantwortung? Viele Aufgaben und insbesondere Aufgaben, die mit einem hohen Maß an Verantwortung einhergehen, können langfristig belastend sein.
Wenn Sie viele der Impulsfragen mit einem „Ja“ beantwortet haben und an Ihrem Kind langfristige Veränderungen feststellen, die Ihnen Sorgen bereiten, können Sie Ihre Beobachtungen als Ansatzpunkt nehmen, um mit Ihrem Kind ins Gespräch über seine Empfindungen und Bedürfnisse zu kommen.
Unterstützung suchen und annehmen
Darüber hinaus kann es helfen sich nach Hilfsangeboten und Unterstützung umzuschauen. Welche Form der Unterstützung für Sie und Ihr Kind, die richtige ist, kann jedoch nicht pauschal beantwortet werden. Im Allgemeinen ist es zu empfehlen nach Möglichkeiten zu suchen, die den Alltag erleichtern und alle Familienmitglieder entlasten. Diesbezüglich kann es sich lohnen mit einem Arzt oder dem Sanitätshaus Möglichkeiten für praktische Hilfsmittel zu erörtern, die den Alltag der zu pflegenden Person erleichtern und ihr gegebenenfalls mehr Selbstständigkeit ermöglichen. Des Weiteren ist es sinnvoll ein unterstützendes soziales Netzwerk aufzubauen. Zusätzlich zum Familien- und Bekanntenkreis können hier auch ehrenamtliche Angebote der Nachbarschaftshilfe in Anspruch genommen werden. So können die Aufgaben (Haushalt, Kinderbetreuung, Krankenpflege, Begleitung zu Terminen, usw.) auf mehrere Schultern verteilt werden und jeder einzelne hat mehr Zeit für sich und seine Bedürfnisse. Es kann für Kinder zudem sehr entlastend sein, wenn sie wissen, dass die geliebte Person von vielen Personen umsorgt wird.
Diese Angebote helfen Ihnen weiter
Darüber hinaus finden Sie auf dieser Seite auch weitere Angebote, die die herausfordernde Situation für Sie und Ihre Familie erleichtern können. Hier finden Sie neben Ratgebern und informativen Internetseiten, auch Informationen zu regionalen und überregionalen Beratungsangeboten, die Sie und Ihr Kind entsprechend ihrer individuellen Situation zu unterschiedlichen Themen beraten und unterstützen können. Häufig ist es sehr entlastend für Kinder und Erwachsene sich mit einer neutralen Person auszutauschen, bei der man nicht darauf achten muss, dass man mit seinen Äußerungen die Gefühle des Gegenübers verletzten könnte. Sollten Sie also das Bedürfnis haben einfach mal mit jemandem zu reden, können Sie sich beispielsweise an das Elterntelefon der „Nummer gegen Kummer“ wenden.