Ein Mädchen hält einer sitzenden Frau von hinten die Augen zu

Tag der Bildung: Junge Pflegende sind High Potentials

Bildung ist der Schlüssel für ein selbstbestimmtes Leben, für gesellschaftliche Teilhabe und für den späteren Erfolg im Beruf. Doch gerade für Kinder und Jugendliche, die Angehörige pflegen, ist es oft sehr schwierig, Schule, Ausbildung oder Studium mit der Pflegeverantwortung zeitlich unter einen Hut zu bringen. Dazu kommen häufig emotionale Belastungen durch die Pflege sowie Unwissenheit über Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie spezielle Anlaufstellen für junge Pflegende.

Dabei ist klar: Junge Menschen mit Pflegeverantwortung können stolz auf das sein, was sie leisten. Sie zeichnen sich durch hohe Sozialkompetenz, menschliche Sensibilität, Verantwortungsbewusstsein, Verlässlichkeit und ein ausgeprägtes Planungsvermögen aus. Damit bringen sie Kompetenzen mit, die mehr sind als „soft skills“ und die ihnen nicht nur im späteren Berufsleben vieles erleichtern können. Mit dieser Mischung aus hoher sozialer Kompetenz, Organisationsvermögen und Empathiefähigkeit, die junge Pflegende tagtäglich beweisen müssen, kann ein zentraler Grundstein für Führungsaufgaben in der späteren Berufskarriere gelegt werden. Oder kurz gesagt: Junge Menschen mit Pflegeverantwortung sind High Potentials.

Dennoch ist die Belastung oft einfach zu viel. Häufige Fehlstunden, zu wenig Zeit für Hausaufgaben, Schwierigkeiten beim Lernen und Schlafmangel sind nur einige der möglichen negativen Begleiterscheinungen, mit denen junge Pflegende konfrontiert sind. Allerdings sind nicht alle Kinder mit Pflegeverantwortung auffällig und haben Lernschwierigkeiten. Die Wirklichkeit ist wie immer komplexer. Einige passen sich an und bringen normale Leistungen in der Schule, andere lenken sich möglicherweise durch gesteigerte Lern- und Leistungsbereitschaft von den Sorgen zu Hause ab. Auch diese Kinder und Jugendlichen benötigen Beratungsangebote, Hilfestellungen und ab und zu einfach Pausen vom Pflegestress.

Jedes Kind und jeder / jede Jugendliche reagiert anders auf die Herausforderungen, die mit der Pflege von Angehörigen einhergehen. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig Hilfe zu suchen und vorhandene Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen.

Auf diesem Feld hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Neben etlichen Angeboten von Betroffenen für Betroffene haben auch Städte, Gemeinden, Schulen, Hochschulen und weitere Einrichtungen und Träger das Thema mittlerweile auf der Agenda. Es lohnt sich also, gezielt nach Hilfsangeboten für junge Menschen mit Pflegeverantwortung zu fragen.

Einige Beispiele, wo junge Menschen mit Pflegeverantwortung Unterstützung in Sachen Bildung finden können:

  • Bildungsportal MUNDO: Eigentlich ist es als gemeinsames Angebot der Bundesländer in der Corona-Krise entstanden – aber gerade für junge Pflegende kann das Bildungsportal MUNDO ein hilfreiches Angebot sein: Das aus den Mitteln des DigitalPakts Schule finanzierte Portal stellt allen pädagogischen Fachkräften, Schülerinnen und Erziehungsberechtigten qualitativ und lizenzrechtlich geprüfte Unterrichtsmedien frei zugänglich zur Verfügung. https://mundo.schule/
  • Weitere kostenlose digitale Lernangebote hat die Kultusministerkonferenz (KMK) zusammengefasst: https://www.kmk.org/themen/bildung-in-der-digitalen-welt/distanzlernen.html
  • Kostenlose Online-Nachhilfe: Das Portal naklar.io ist eine Initiative von Studentinnen, die geprüfte ehrenamtliche Tutorinnen mit Schülerinnen zusammenbringen. Wer mit seinen Hausaufgaben nicht weiterkommt, kann hier kostenlos Hilfe erhalten. Aktuell hat die Plattform rund 7.300 Nutzer*innen. Anmelden könnt ihr euch hier: www.naklar.io
  • Wer sich schon in der Ausbildung befindet, und aufgrund der Belastung durch die Pflegeverantwortung nicht weiterkommt, kann sich auch an die Bundesagentur für Arbeit wenden. Ausbildungsbegleitende Hilfen sollen Auszubildenden helfen, ihre Ausbildung auch in schwierigen Phasen weiter zu verfolgen. Dabei werden alle Kosten von der Agentur für Arbeit übernommen. Ausführliche Infos gibt es hier: https://www.arbeitsagentur.de/bildung/ausbildung/erfolgsgeschichte-ausbildungsbegleitende-hilfen
  • Eine weitere Möglichkeit, vor Ort Unterstützung beim Lernen oder Entlastung bei der Care-Arbeit zu erhalten, sind die zahlreichen Freiwilligenagenturen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen bündelt das Engagement von rund 30 Millionen Ehrenamtlichen in Deutschland und bietet einen bundesweiten Agenturatlas, in dem lokale Angebote aufgelistet werden. www.bagfa.de

Neben konkreten Hilfestellungen in Schule, Ausbildung oder Studium ist es für junge Menschen mit Pflegeverantwortung ebenfalls wichtig, auf ihre eigenen emotionalen und sozialen Bedürfnisse zu schauen. Auch junge Pflegende brauchen Zeit für sich und für ihre Freunde und müssen mehr als andere darauf achten, sich selbst nicht zu vernachlässigen. Ein paar Tipps haben wir hier zusammengestellt:

Wie man im stressigen Alltag die eigenen Bedürfnisse im Blick behalten kann und welche konkreten Vorschläge helfen, findet ihr hier:

https://www.pausentaste.de/artikel/selbstfuersorge-warum-sich-young-carers-auch-um-sich-selbst-kuemmern-sollten/

Eine Vielzahl von Angeboten für spezifische Bedürfnisse findet ihr zudem hier:

https://www.pausentaste.de/angebote-finden/

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