Gruppenfoto mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus mit den Teilnehmenden

Rückblick: 7. Fachtag und Netzwerktreffen

Am 5. Oktober 2023 richtete das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) den 7. Fachtag und das Netzwerktreffen im Rahmen des Projekts Pausentaste aus. Die Veranstaltung fand zum ersten Mal seit dem Jahr 2019 wieder in Präsenz statt.

Der Titel des diesjährigen Fachtages und Netzwerktreffens lautete „Pflegende Kinder und Jugendliche mit Migrations- und Fluchtbiografie: Barrieren abbauen und Teilhabe ermöglichen“. Das Oberthema wurde ausgewählt, weil bei dieser (heterogenen) Gruppe junger Pflegender ein erhöhter Unterstützungs- und Informationsbedarf diagnostiziert werden kann, obwohl bisher wenige wissenschaftliche und praktische Erkenntnisse zu den Lebenssituationen und spezifischen Bedarfslagen vorliegen.

Neben einer fehlenden Selbstwahrnehmung als pflegende Person, Diskriminierungserfahrungen und sprachlichen Barrieren können auch Sorgen um ein Auseinanderbrechen der Familie wie auch kulturelle Normen von Scham dazu beitragen, dass die familiäre Pflegesituation nicht offen nach außen kommuniziert wird. Die bereits geringeren Teilhabechancen, die vornehmlich auf dem sozioökonomischen Status von vielen Kindern und Jugendlichen mit Migrations- und Fluchtgeschichte gründen, können somit durch eine umfangreiche innerfamiliäre Pflegeverantwortung weiter negativ beeinträchtigt werden.

 

Bundesfamilienministerin Lisa Paus begrüßte die Teilnehmenden des Fachtages und unterstrich in ihrem Grußwort, dass alle jungen Pflegenden - unabhängig von der Herkunft - bestmöglich unterstützt werden sollten. Daran anschließend stellte Dr. Jens Gmeiner, zuständiger Referent im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für das Projekt Pausentaste, aktuelle Artikelreihen, Schwerpunkte und neues Material für pflegende Kinder und Jugendliche vor.

 

Um mehr pflegende Kinder und Jugendliche sowie junge Erwachsene mit Migrations- und Fluchtbiografie zu erreichen, wurden dazu mehrsprachige Projektflyer erstmalig präsentiert. Der Projektflyer "Pausentaste“ ist jetzt in englischer und russischer Sprache verfügbar. Der Flyer für pflegende Studierende ist ab sofort auch in englischer und russischer Sprache bestell- und downloadbar. Herr Dr. Gmeiner merkte an, dass weitere Übersetzungen der Flyer in andere Sprachen geplant seien.

Im ersten wissenschaftlichen Beitrag des Fachtages stellten Esther Sophie Kluba und Sara El-Madani – beide Beraterinnen bei Rambøll – Kernergebnisse einer vom BMFSFJ in Auftrag gegebenen Studie mit dem Titel „Lebenssituationen, Bedarfe und strukturelle Barrieren von pflegenden Kindern und Jugendlichen mit Migrations- und Fluchtbiografie“ vor. Die Autorinnen sprechen sich in der Studie gegen spezifische Angebote für diese (heterogene) Zielgruppe aus und regen an, bereits bestehende Unterstützungs- und Beratungsangebote flexibel und kultursensibel auszurichten. Die Präsentation der Kernergebnisse kann hier abgerufen werden.

 

Im zweiten praxisorientierten Vortrag stellte Nazife Sari, Mitarbeiterin des Diakonischen Werks Berlin Stadtmitte e. V., das Projekt „Interkulturelle Brückenbauer*innen in der Pflege“ näher vor. Das Projekt folgt einem integrativen und partizipatorischen Ansatz und versucht, pflegebedürftigen Menschen mit Migrationshintergrund und ihren Angehörigen (auch jungen Pflegenden) einen gleichberechtigten Zugang zu den Leistungen des bestehenden Hilfe- und Pflegesysteme zu ermöglichen. Die Projektmitarbeiterinnen Lamiss Ghaddar und Ayten Tugluca veranschaulichten an ausgewählten Praxisbeispielen, welche Zugangsbarrieren und Herausforderungen in der alltäglichen Arbeit zu bewältigen seien und welche Ansätze sie dabei verfolgten. Die Präsentation des Projekts mit einer Darstellung der Ergebnisse sowie Erfolge ist hier abrufbar.

 

Im dritten Vortrag des Fachtages präsentierten Jana Düber und Nina Pirk, die beide im Rahmen des Projektes Pausentaste bei der Nummer gegen Kummer arbeiten, eine telefonische Beratung für Geflüchtete aus der Ukraine - die Helpline Ukraine. Die Helpline Ukraine ist ein seit 1. Juni 2022 psychosoziales und themenoffenes Beratungsangebot des BMFSFJ und der Nummer gegen Kummer mit Unterstützung der Deutschen Telekom. Die Helpline Ukraine bietet Familien – d. h. Eltern, Kindern und Jugendlichen – die vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland geflohen sind, Telefonberatung zu allen Sorgen, Problemen und Themen, die sie bewegen. Die Präsentation und Bestandsaufnahme nach einem Jahr Helpline Ukraine ist hier zugänglich.

 

Beim nachmittäglichen Netzwerktreffen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, an drei Thementischen aus dem Netzwerk Pausentaste teilzunehmen. Die Thementische boten jeweils zwei Durchgänge an. Der erste Thementisch zum Projekt „Windschatten Berlin“ wurde von Benjamin Salzmann und Melina Sprenger von der Ernst Freiberger-Stiftung geleitet.

 

Den zweiten Thementisch der „Online-Beratung da.sein.de“ moderierten Cordelia Wach und Moustafa Arksousi von der Stiftung Hospizdienst Oldenburg.

 

Den dritten Thementisch des Projekts „KIDSDEM“ aus Bochum betreuten Anna-Magdalena Schorling und Dimitrios Sarantopoulos vom St. Vinzenz Bochum e. V.

 

Neben dem gegenseitigen Austausch von Projekterfahrungen diskutierten die einzelnen Thementische auch die Leitfrage, wie Unterstützungsangebote kultursensibel ausgerichtet und Barrieren für junge Pflegende mit Flucht- und Migrationsbiografie abgebaut werden können. Die Ergebnisse aus den einzelnen Thementischen wurden abschließend auf dem Podium vorgestellt und diskutiert.